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4. September 2025

Unterdrückte Wut: Warum sie krank macht und wie Sie gesund damit umgehen

Wir alle kennen bestimmte Momente, in denen wir Wut verspüren, diese Emotion aber tief in uns verbergen. Wir lächeln, wir nicken, wir tun so, als wäre alles in Ordnung.

Dabei ist Wut vollkommen normal und gehört zum menschlichen Emotionsspektrum dazu. Schon kleine Kinder reagieren in Trotzphasen mit Wutausbrüchen – ein normaler Baustein ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Bei Erwachsenen kann Wut durch Auslöser wie Ungerechtigkeit, Respektlosigkeit, Bedrohung, Zurückweisung oder Kränkungen des Selbstwerts entstehen.

Oft kann Wut hilfreich sein: Sie signalisiert uns, dass unsere Grenzen verletzt wurden, mobilisiert Energie und kann uns sogar helfen, Ziele zu erreichen oder Situationen aktiv zu verändern. Im Gegensatz dazu kann unterdrückte Wut Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit haben. Dieser Beitrag erklärt, was im Organismus passiert, wenn Wut unterdrückt wird, und zeigt bewährte Wege, gesund und nachhaltig damit umzugehen.

Warum verbergen wir Wut überhaupt?

Lernerfahrungen in der Kindheit: Sätze wie „Sei brav, sei nicht laut!“ oder „Reiß dich zusammen!“ signalisieren, dass starke Gefühle unerwünscht sind. Dabei ist es in diesem Entwicklungsstadium besonders wichtig, Emotionen zuzulassen und darüber zu sprechen, woher diese kommen und was sie bewirken. Werden hiermit stattdessen Ablehnung, Ärger mit den Eltern bis hin zu Bestrafungen verknüpft, prägt sich das ein und kann später traumatisch wirken.

Gesellschaftlicher Druck: Wir unterdrücken unsere Wut häufig, weil sie in unserer Gesellschaft kein gutes Image hat und als ungehörige Emotion gilt. In Schule, Beruf oder Partnerschaft möchten wir stets kompetent, freundlich und souverän wirken. Viele fürchten, als hysterisch, schwach oder unkontrolliert wahrgenommen zu werden und schweigen daher – der innere Druck steigt.

Wie äußerst sich Wut und was passiert, wenn sie dauerhaft unterdrückt wird?

Wut oder Ärger können sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich zeigen und äußern sich durch körperliche Anzeichen, wie einen beschleunigten Herzschlag, eine erhöhte Muskelanspannung, einen erhöhten Blutdruck, ein Engegefühl der Brust oder ein plötzliches Hitzegefühl. Zu den psychischen Anzeichen gehören Nervosität, Angespanntheit sowie leichte Irritierbarkeit. Der Ärger über andere kann zudem zwischenmenschliche Beziehungen stark belasten. Wut kann sich in äußerlich wahrnehmbarem Verhalten wie Schreien, Zerstörungsdrang, Streitlustigkeit oder sogar Selbstverletzung äußern.

Unterdrückte, insbesondere chronische Wut erhöht nachweislich körperliche Erkrankungsrisiken und begünstigt riskante Verhaltensweisen:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Studien zeigen, dass chronische Wut das Risiko für Atherosklerose und koronare Herzkrankheit erhöhen und die Prognose nach Herzereignissen erhöhen kann.
  • Ungesunder Lebensstil: Stark ausgeprägtes, chronisches Ärger-Temperament kann zu einer ungesunden Lebensweise führen. Die Neigung zu rauchen, mehr Kalorien aufzunehmen und Alkohol oder Koffein zu konsumieren, steigt. Bei Jugendlichen begünstigt unterdrückte Wut Alkohol­konsum und Bewegungsmangel.
  • Diabetes mellitus Typ 2: Intensive Wut kann in der Folge auch das Risiko für eine Diabetes-Erkrankung steigern.
  • Essstörungen: Hohe Wut und Impulsivität steigern die Häufigkeit von Binge-Eating-Störungen sowie Erbrechen bei Bulimie.
  • Straßenverkehr: Wut am Steuer führt zu aggressivem Fahren, Konzentrationsverlust sowie häufigeren Unfällen.

Umgang mit Wut – praxisnahe Strategien unserer Psycholog:innen

Erleben Sie häufig Wutausbrüche oder fühlen sich schnell gereizt? Indem Sie sich erlauben, Ihre Emotionen zu fühlen und auszudrücken, können Sie mit Ihrer Wut umgehen. Das bedeutet nicht, in einem Anfall von Wut alles um Sie herum zu zerstören, sondern vielmehr, Gefühle auf eine gesunde Art und Weise zum Ausdruck zu bringen.

  • Erkunden Sie, was Sie wirklich wütend macht. Identifizieren Sie die Ursachen für Ihre Wut und suchen Sie nach Wegen, wie Sie diese Themen ansprechen können. Vielleicht durch das Führen eines Tagebuchs oder Journals oder durch Gespräche mit Menschen, die Ihnen nahe stehen – auch das Aufnehmen einer Therapie kann eine geeignete Lösung sein.
  • Achten Sie auf körperliche Frühwarnzeichen von Wut und verlassen Sie die Situation, wenn diese aufkommen.
  • Finden Sie Ventile für Ihre Wut. Durch Bewegung – zum Beispiel beim Sport oder Tanzen – können Sie körperlich Dampf ablassen und den Kopf freibekommen.
  • Praktizieren Sie Achtsamkeit und Meditation, um sich selbst besser kennenzulernen und Ihre Emotionen bewusster wahrzunehmen. Das ermöglicht Ihnen, sich mit Ihrer Wut auf einer tieferen Ebene zu verbinden und sie zu akzeptieren.
  • Planen Sie regelmäßige Pausen und Freizeit genauso fest ein wie Ihre Pflichttermine.
  • Sorgen Sie für reizarme Minipausen im Alltag z. B. einen kurzen Spaziergang, statt durch das Smartphone zu scrollen.

Fazit

Die Freilassung unterdrückter Wut ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem ausgeglichenen und glücklichen Leben. Wenn wir uns erlauben, unsere Emotionen zu fühlen, statt sie zu verbergen, befreien wir uns von einer unsichtbaren Last und öffnen den Weg für positive Veränderungen.

Wer lernt, Ärger wahrzunehmen, angemessen auszusprechen und körperlich abzubauen, schützt langfristig Körper und Psyche – und stärkt zugleich seine Beziehungen. Holen Sie sich bei Bedarf professionelle Hilfe. Die AXA bietet Ihnen dafür folgende Hilfsangebote:

Quellennachweis

Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. (2024). Umgang mit Wut. https://www.gesundheit.gv.at/leben/psyche-seele/praevention/wut-tipps.html (zugegriffen am 21.08.2025)

National Health Service (NHS). (2022). Anger. https://www.nhs.uk/mental-health/feelings-symptoms-behaviours/feelings-and-symptoms/anger/ (zugegriffen am 21.08.2025)

Staicu, M. L., & Cuţov, M. (2010). Anger and health risk behaviors. Journal of medicine and life3(4), 372–375.

Sie sind nicht alleine, wenn Sie unter psychischen Belastungen leiden.

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Symbolbild Unterdrückte Wut: Warum sie krank macht und wie Sie gesund damit umgehen

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