Entgegen der oft beschriebenen Befürchtungen oder der Angst mit den Medikamenten bloß „ruhiggestellt“ zu werden, machen die Mehrheit der eingesetzten Psychopharmaka weder abhängig noch führen sie zu einer Wesensveränderung der Patienten. Ganz im Gegenteil: Psychopharmaka unterstützen die gesunden Persönlichkeitsanteile des Patienten und können störungsbedingte Veränderungen des Denkens, Erlebens und Verhaltens nachhaltig positiv beeinflussen und verbessern.
Lediglich bestimmte Psychopharmaka, wie Beruhigungsmittel, bergen auf Dauer ein Abhängigkeitsrisiko, weshalb eine Einnahme dieser Medikamente nicht länger als vier Wochen erfolgen sollte. Am häufigsten werden hier Benzodiazepine verschrieben. Neben dem Risiko einer Abhängigkeit kann es bei der Einnahme zu einer sogenannten „Toleranzentwicklung“ kommen. Das bedeutet, die Wirkung der Substanz wird immer geringer und es muss mehr eingenommen werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Dennoch sind Benzodiazepine in der Medizin nicht wegzudenken und kommen insbesondere bei der Entzugsbehandlung von Alkohol und bei psychischen Krisen wie bei Suizidalität zum Einsatz.
In der Mehrheit der Fälle ist es sinnvoll psychotherapeutische und medikamentöse Behandlungsmaßnahmen miteinander zu kombinieren. So können beispielsweise Psychopharmaka den Zugang zur Psychotherapie erleichtern, wenn die Patienten durch eine stark ausgeprägte Symptomatik zu stark eingeschränkt und beeinträchtigt sind. Durch eine gleichzeitige medikamentöse Behandlung kann die Voraussetzung geschaffen werden, von einer Psychotherapie noch mehr profitieren zu können.